Zulassung überraschend und kurzfristig nicht verlängert

Förderzentrum der Hessing Stiftung darf wichtige Leistungen ab 1. Januar 2021 nicht mehr anbieten – Schwierige Situation für die Betroffenen

Das Förderzentrum der Hessing Stiftung steht völlig überraschend vor tiefgreifenden Veränderungen mit möglicherweise dramatischen Folgen. Einige medizinische, psychologische und pädagogische Leistungen des sozialpädiatrischen Zentrums dürfen bereits ab dem 1. Januar nicht mehr erbracht werden. 

Bei der Hessing-Stiftung stieß die Entscheidung des Zulassungsausschusses auf äußerstes Befremden, zumal die Kassenärztliche Vereinigung Bayern dafür votiert hatte, die Stiftung auf Grund deren guter Arbeit erneut mit dieser wichtigen Aufgabe zu betrauen.

 
Roland Kottke, Direktor der Hessing Stiftung: „Ohne jede Vorwarnung und trotz des Votums der Kassenärztlichen Vereinigung wurde uns quasi von heute auf morgen die Grundlage für die Behandlung von 1250 Kindern und Jugendlichen entzogen. Die Art und Weise wie hier vorgegangen wurde, hat mich mehr als enttäuscht.“ Kottke erläuterte, dass der Zulassungsausschuss am 16. Dezember getagt habe und der Beschluss Ende Dezember umgesetzt werden solle. Und das vor dem Hintergrund, dass in unserem Förderzentrum seit über acht Jahren Kinder und Jugendliche erfolgreich behandelt werden“.  
15 Mitarbeiter stünden jetzt vor einer ungewissen Zukunft, denn schon ab dem 1. Januar könnten nicht mehr alle Leistungen des Förderzentrums mit den Krankenkassen abgerechnet werden. Mindestens so bedrückend, so Kottke, sei aber der Umgang mit den betroffenen Kindern, Jugendlichen und deren Familien. „Den Draht zu extrem wichtigen Bezugspersonen quasi von jetzt auf gleich zu kappen, ist schlicht unverantwortlich.“


Kottke betonte ausdrücklich, dass die Hessing-Stiftung „natürlich keinen Anspruch darauf hat, einen „Ewigkeitsvertrag“ für die Erfüllung dieser Tätigkeit zu bekommen“, fügte jedoch hinzu: „Aber die betroffenen Kinder und Jugendlichen haben einen Anspruch darauf, dass man mit ihnen und ihrer Situation fürsorglich-verantwortungsbewusst umgeht.“
Die Verwaltungsratsvorsitzende der Hessing Stiftung, Oberbürgermeisterin Eva Weber: „Ich weiß, dass die Hessing Stiftung gerade auf diesem Feld seit Jahren hervorragende Arbeit leistet. Ich bin mit Blick auf die Situation der betroffenen Kinder und Jugendlichen, aber auch der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in großer Sorge. Ohne einen vernünftigen Übergang kann eine solch einschneidende Maßnahme nicht umgesetzt werden.“


Bereits im April 2020 war vom HFZ, ein Neuantrag zur Zulassung des Sozialpädiatrischen Zentrums gestellt worden. Der Zulassungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern hat den Eingang dieses Antrages bestätigt und schriftlich eine Sitzung für Oktober 2020 angekündigt.
Im Juli wurde deshalb ein 40-seitiges Konzept eingereicht.


Roland Kottke: „Am 16. Dezember 2020 erhielten wir die Ablehnung mit Direktvollzug. Eine Begründung liegt uns bis heute nicht vor.“  Auf Nachfrage seitens der HFZ erfolgte keine Mitteilung. Lediglich ein Verweis auf den Schriftsatz, welcher aufgrund der Feiertage erst Mitte Januar 2021 zur Verfügung stehen wird. Somit besteht momentan keine Möglichkeit den eingelegten Widerspruch fachlich zu begründen und sich mit einer Begründung oder auch der Kritik einiger weniger Kinderärzte sachgerecht auseinanderzusetzen.


Obwohl sie unmittelbar betroffen sind, sorgen sich die Mitarbeiter um das Wohl ihrer Patienten. Die Leiterin der Förderzentrums, Gudrun Keller-Buchheit: „Mit der Entscheidung die Zulassung nicht zu verlängern, kommt es zu einem plötzlichen Abbruch vieler Heilbehandlungen. Schon unter normalen Umständen besteht bei einem solch jähen Therapieende eine Gefahr für die Gesundheit der Patienten. Zudem besteht das Risiko, dass sich die Beschwerden verstärken. Und wir haben seit Beginn der Corona-Pandemie in einigen Familien eine deutliche Zusatzbelastung wahrgenommen, die den Effekt für die betroffenen Familien zusätzlich erhöhen dürfte.“

 
 Keller-Buchheit befürchtet auch Folgen im Diagnostikbereich: „Unsere Wartezeit für Diagnostiktermine beträgt zur Zeit etwa sechs Monate, was den hohen Bedarf widerspiegelt. Also warten einige Familien schon seit einem halben Jahr auf Untersuchungstermine, die nun alle abgesagt werden müssen.“ 

Das Hessing Förderzentrum für Kinder und Jugendliche versucht schnellstmöglich eine Lösung zu finden, um unserem obersten Auftrag, zum Wohle der Eltern, Jugendlichen und Kindern zu handeln, gerecht zu werden. 

-Ende-


Seit acht Jahren, ist das Sozialpädiatrische Zentrum (SPZ) fester Bestandteil des Hessing Förderzentrums für Kinder und Jugendliche (HFZ). Im März 2012 erfolgte die Erstermächtigung, 2015 schloss sich der erste Verlängerungsantrag an und dieses Jahr wurde –überraschend- der Antrag nicht genehmigt. 
Das Sozialpädiatrische Zentrum deckt ein breites Angebotsspektrum ab. Dazu zählen:
•    Mehrdimensionale ambulante Diagnostik und Therapie durch ein interdisziplinäres SPZ-Team
•    Körperliche, neurologische und entwicklungsneurologische Untersuchung 
•    Standardisierte Entwicklungstestung
•    Weitere Diagnostik durch andere Berufsgruppen, je nach geschilderter Problematik, zum Teil in interdisziplinären Sprechstunden
•    Besprechung der Ergebnisse im Team und nachfolgend mit den Sorgeberechtigten und den Kindern
•    Gemeinsame Erstellung des Behandlungsplans

Unser Augenmerk liegt dabei auf die Behandlung von Kindern mit:
•    Entwicklungs- und Intelligenzstörungen jeglicher Ursache
•    Bewegungseinschränkungen und Bewegungsstörungen jeglicher Ursache
•    Verhaltens- und Schulleistungsstörungen einschließlich ADHS. Emotionale Störungen und Autismus
•    Chronische Erkrankungen jeglicher Art

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